Schlaflos

 

R. Hugh

 

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"Papi, schau mal!", rief Rhianna und schaukelte noch heftiger. Hin und her warf sie ihre Füße, vor zurück, immer höher ging die Schaukel, hinaus, über die Mauer hoch überm Fluss. Dann hob sie ihre Arme hoch, rief "Daddy, Daddy, fang mich auf!", ließ sich auf dem höchsten Punkt der Vorwärtsbewegung vom Sitz heruntergleiten, warf sich lachend und vor Vergnügen kreischend in meine Arme. Ich fing meine Tochter auf, drückte sie so heftig an mich, dass mir schwarz vor den Augen wurde.
Grau-grüne Schwärze
Alles entgleitet mir...

Der Garten grenzt an einen Fluss, der unterhalb einer drei Meter hohen Mauer vorbeifließt. Rhiannas Schaukel hängt an einer Querstange zwischen zwei hochgewachsenen Nadelbäumen, die einen Großteil des Gartens verschatten. Sanft schwingt das Brett zwischen den langen Seilen im Wind, einsam, verlassen. Da gibt es kein Kinderlachen, nur Unkraut, das aus ungepflegten Beeten wuchert, ein paar Beeren, die rot leuchtend am Busch einige Meter weiter hängen, Blätter, die sich im Wind bewegen, eine Hacke und ein Spaten, die auf der anderen Seite der Schaukel auf einem Reisighaufen liegen, der dort zwischen Bäumen und Mauer aufgehäuft ist. Lange schon sind sie nicht mehr benutzt worden, lange schon hat Adrian nichts mehr im Garten gearbeitet.
Ja. Holunderbeeren hat er im vergangenen Jahr mit seinem Sohn Ryan geerntet und sie dann zu Gelee und Sirup weiterverarbeitet. Für Ryan war es ein großartiger Tag gewesen, zusammen mit Papa mehr zu machen, als irgendwo in einer Eisdiele zu sitzen, einen halben Sonntagnachmittag Minigolf zu spielen, oder Boulekugeln im Park mehr schlecht als recht über Kies rollen zu lassen. Für Adrian selbst war die Aktion eher ein Beweis, eine Reaktion: "Du siehst Anne, wir können das auch ohne dich."
Anne, seine Frau hat Ryan bei ihm gelassen, als sie sich mit ihrem Arbeitskollegen aus dem Theater eingelassen, ihn und Ryan verlassen hat. Fast drei Jahre ist das schon her.
Adrian blickt auf die Schaukel, fühlt sich seltsam verwirrt, denkt an den seltsamen Traum, der ihn aus dem Schlaf geholt und den gesamten Rest der vergangenen Nacht hat wach liegen lassen, Und nun muss er sich wohl eingestehen, was ihn die ganzen vergangenen Wochen schon bewegt hat, ihm aber nicht bewusst geworden ist: auch er hat sich verliebt in eine Arbeitskollegin. Nachdem Christina in seinem Traum aufgetaucht ist, hat sich das alles zusammen gefügt. Die Psyche ist schon ein seltsames Wesen, denkt Adrian. Dass man sich verlieben kann, ohne es selbst zu bemerken. Aber er muss das wohl so akzeptieren. Wie er damit umgehen soll, ist er sich allerdings alles andere als sicher.
Eigentlich ist es ein Unding. Christina ist 26, er hat die 50 längst überschritten, auch wenn er sich überhaupt nicht so fühlt. Als er 50 wurde, hatte er sich vorgenommen, von nun an rückwärts zu zählen. Ryan, damals gerade in die Schule gekommen, hatte gelacht, als sein Papa das am Frühstückstisch erzählte, und gesagt: "Dann musst du auch wieder in die Schule, wenn du wieder so jung wie ein Schulkind wirst."
"Und du", hatte er geantwortet, "du musst mir die Windeln wechseln, wenn ich wieder ein Baby bin." Adrian lächelte. Würde Christina ihm die Windeln wechseln? Ein wirklich seltsamer Gedanke im Zusammenhang mit seinen Empfindungen.
Er wird ihr seine Gefühle wohl gar nicht offenbaren können und für sich behalten müssen. Schließlich ist da der riesige Altersunterschied. Und welche junge Frau lässt sich mit einem alten Knacker ein, wenn er nicht gerade Hugh Hefner heißt oder sonst irgendwie berühmt oder Millionen schwer ist. Außerdem ist Chrsitina verheiratet und Mutter von zwei kleinen Kindern.
Doch sie ist nicht glücklich. Er weiß das.
"Resigniert" hat sie in ihrem Profil im Internet-Chat geschrieben, englisch: "resigned"... Na ja, seine Chancen würde das nicht unbedingt erhöhen. "Ach was, Chancen", denkt Adrian. "Ich bin 56!" Er dreht sich weg, verlässt den Garten, geht weg von dem Bild, das ihn im Traum überrascht und verwirrt zurückgelassen hat: die Schaukel im Garten, auf der seine Tochter Rhianna saß und sich ihm in die Arme fallen ließ. Adrian hat keine Tochter.
Er hätte neben Ryan gerne noch ein Kind gehabt. Anne wollte nicht. Auch einen Namen hatte er sich schon ausgedacht. Falls ihr zweites Kind ein Mädchen gewesen wäre. Rhiannon hätte Adrian sie genannt. Er mochte diesen Song von Stevie Nicks und Fleetwood Mac... und nun hat er von Rhianna geträumt. "Daddy, Daddy, fang mich auf!" Adrian wird die Erinnerung nicht los, während er den Garten verlässt. Es wird Abend und Zeit Christina abzuholen. Er hat versprochen sie zum Dienst in der Notrufzentrale zu bringen.
Nein, sie ahnt nicht, was er für sie empfindet. Für sie ist er nur der freundliche Kollege aus dem Rettungswagen, der sie zuhause abholt. Und doch: es ist eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen. Sie erzählt von ihrem Frust, den sie tagsüber gehabt hat, erzählt in einer Weise, wie sie einem Fremden, einem anderen Kollegen solche Dinge nicht erzählen würde, erzählt wie einem guten Freund. Ein solcher denkt er ihr auch zu sein. Ein Freund liebt nun mal. Ein Freund: mehr aber auch nicht. Mehr kann nicht sein. Seltsam, wird Adrian bewusst, an seinem Gefühl der Verliebtheit ist nichts Erotisches. Sein Sehnen nach Chris hat andere Qualität. Aber er kann ihr das nicht sagen.
Sie schimpft auf Lionel, meint, dass er sie zu sehr einengt, sich nicht immer um die Kinder kümmern will, auch wenn er’s von seinen Arbeitszeiten her tun könnte. "Immer sitzt er nur vor seinen Computerspielen, anstatt sich mit Mairie zu beschäftigen und um Sean zu kümmern." Chris seufzt.
Sie würde Lionel ja verlassen, wenn sie wüsste, wohin, hat sie schon einige Zeit früher gesagt, als sie und Adrian sich eine Nacht in der Notrufzentrale um die Ohren geschlagen hatten. "Komm, wir lassen uns scheiden, kaufen einen Campingbus und reisen einmal um die Welt", hatte Adrian damals gewitzelt. Christina hatte sich eher eine Wohnung für sich und die Kinder alleine vorgestellt. Aber das würde schon daran scheitern, dass die Behörden viel zu wenig Geld für eine Wohnung geben würden, die groß genug wäre. "Hast du nichts frei in deinem Haus?", fragte sie damals. Adrian hatte den Kopf geschüttelt. "Nein, alles vermietet. Ich habe drei Wohngemeinschaften mit Studenten im Haus. "Auf jedenfall müssen wir raus aus dem elenden Vorbach. Das ist ein ganz schrecklicher Ort."
Jetzt schaut er zu ihr rüber. Es ist schon dämmrig dunkel im Auto. Er zögert. "Ich habe vergangne Nacht von dir geträumt." Nein, diesen Satz sagt er ihr nicht, macht gleich mit dem zweiten weiter. "Ein seltsamer Traum war das, den ich da letzte Nacht hatte."
"Wie?" Sie ist mit ihren Gedanken noch bei Lionel und den Kindern. Sie wirkt angespannt, nein ärgerlich gepaart mit Angst, glaubt Adrian zu spüren.
"Hab’ von meiner Tochter geträumt, die ich nicht habe", beginnt Adrian dennoch zu erzählen. "Rhianna hieß sie im Traum. Rhiannon aber habe ich mir immer ausgemalt müsste meine Tochter heißen. Rhiannon. Du kennst doch das Lied von Fleetwood Mac.
"Nein", sagt Chris. "Kenn ich nicht."
"Zu jung. Das Alter!", denkt Adrian, sagt: "Jedenfalls ist es der Name, der mir am besten gefallen würde. Und es ist der Name, den ich gerne Figuren in meinen Computerspielen gebe, wenn ich schon ab und an mal zum Spielen komme.
"Aber du sitzt nicht permanent vor dem Rechner, wie Lionel", meint Chris.
"Trotzdem hat Rhiannon sich selbstständig gemacht", murmelt er. Adrian erzählt ihr seinen Traum, ohne ihr zu sagen, dass sie eine der Hauptpersonen in diesem Traum war. Aber er sagt ihr, dass dieser Traum ihn so sehr verwirrt hat, dass er wach im Dunkeln gelegen und erst nach einiger Zeit bemerkt hat, dass er aufgewacht ist. Danach habe er nicht mehr einschlafen können, weshalb er jetzt ziemlich müde ist und wohl nicht mehr in der Zentrale bleiben und sich mit ihr unterhalten kann, wie er das zuvor schon Nächte lang getan hat. Chris hat seine Geschichte hingenommen, wie eine Geschichte eben. Sie hat keine Ahnung von Adrians Gefühlswelt. Aber damit wird er klar kommen müssen. "Das ist alles, was die Himmel erlauben werden", geht ihm eine Textzeile aus einem anderen Song durch den Kopf, den er jüngst gehört hat. "In the end, when all your beauty is counted and they ask you to stay, say I doubt it, this is all what the heavens will allow..." Kann er sich da auch wirklich sicher sein, dass er sich in seine Kollegin verliebt und der Himmel überhaupt etwas zu erlauben hat? Klar, fühlt er sich zu ihr hingezogen, während sie da neben ihm im Fahrzeug sitzt. Und er glaubt auch so etwas wie eine empathische Resonanz zu spüren, die von ihr zurückkommt. Es ist eher eine Art Seelenverwandschaft, denn ein körperliches Verlangen. Weshalb dann der Traum?
Am Nachmittag zwei Tage zuvor hatte Chris in der Notrufzentrale angerufen, hatte den Kollegen am Telefon gefragt, ob er, Adrian, da sei. Adrian hatte ihr von einer Wohnung im Nachbarhaus erzählt, da Chris immer wieder davon sprach, dass sie jetzt nicht mehr nur für sich allein, sondern auch mit Lionel gemeinsam in eine neue Wohnung ziehen würde. Vielleicht würde dann ja alles besser, denn in Vorbach, wo sie jetzt wohnten, sei das ein richtiges Loch mit schimmeligen Wänden, undichten Fenstern, insgesamt sowieso zu dunkel und zudem direkt an der Durchgangsstraße. "Weißt du", hatte sie in einer der Nächte gesagt, als sie zusammensaßen und redeten, während sie in der Zentrale das Notruftelefon hütete, "weißt du, schon während ich mit Mairie schwanger war, hatten wir oft Streit und ich wollte ihn da schon mehrere Male verlassen. Aber irgendwie komm ich nie wirklich von ihm los, da er eine recht ausgefeilte "Phsychotaktik" hat. Das war noch bevor wir verheiratet waren." Chris und Lionel hatten erst im Jahr darauf geheiratet, als sie ein halbes Jahr nach Mairies Geburt mit Sean schwanger war. Lionel hatte beide Kinder nicht gewollt, wollte bei Chris jeweils eine Abtreibung durchsetzen. Die jedoch weigerte sich standhaft. Allerdings um den Preis, dass Lionel dann auf der Heirat bestand, nicht ihretwegen, sondern weil die Kinder seinen Namen tragen sollten...
Irgendwie kam Adrian daran etwas bekannt vor. War das nicht auch seine Motivation gewesen, Anne zu heiraten, nachdem sie schon sieben Jahre zusammengelebt hatten?
Als Adrian aus der Zentrale an jenem Nachmittag zu sich nach Hause kam, stand Chris mit der ganzen Familie im Hof der Stadtburg, zu der sein Haus gehört. Doch die Nachbarn, in deren Haus Adrian von der freien Wohnung wusste, waren nicht da, obwohl sie sonst fast jedenNachmittag und Abend an ihrem Haus werkelten, das sie aus einer nahezu kompletten Ruine in Eigenarbeit zu einem schmucken Mehrfamilienhaus aufgebaut hatten. Da die Nachbarn nicht kamen, standen sie nur im Hof und starrten hoch zu den leeren Fenstern "Aber deinen Garten kannst du uns zeigen", hatte Chris gesagt..
"Da habe ich schon seit zwei Jahren nichts mehr gemacht, das habe ich dir doch erzählt. Ist alles verwildert dort." Dennoch holte Adrian die Schlüssel aus seiner Tasche, schloss die Haustüre auf. "Macht nichts, das ist dann mein Garten", meinte Chris. "Ich werkle gerne mit Grünzeug, weißt Du." So gingen sie durch die kleine Vorhalle, die voller Fahrräder der Jungs aus den WG’s stand, und zur Seitentür hinaus in den Garten zwischen Haus und Mauer am Fluss. Er zeigte ihr und den Kids den Garten, die verwilderten Beete, die wuchernden Sträucher, den Holunder, unter dem Lionel stehen geblieben war, ohne weiter in den Garten hineinzugehen, die Bäume und die besagte Schaukel. Nein, zu diesem Zeitpunkt war es nur irgendeine Schaukel gewesen, die, auf der Ryan früher saß, wenn Anne oder er im Garten arbeiteten oder bei einem Wein und etwas Fingerfood an einem Klapptischen an der Mauer gesessen und einen Nachmittag oder frühen Abend genossen hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Adrian seinen Traum von Rhianna noch nicht geträumt.
Und als Chris "zeig mir doch noch deinen Gewölbekeller, von dem du erzählt hast" sagte, nahm er die kleine Mairie Joanna auf den Arm, sie ihren Sohn Sean Maurice, während sie die steile und schmale Steintreppe hinunterstiegen. Und Lionel war wieder hinterhergetrottet, als ginge ihn das alles nichts an. Wie ein pubertärer Jugendlicher, dessen Eltern bei Bekannten einen Besuch machen, demonstratives Desinteresse zeigt und ein extra gelangweiltes Gesicht macht, hatte Adrian bei sich gedacht.. "Was findest du an solch einem Keller bloß", hatte Lionel Chris unwirsch gefragt.
"Solch einen könnten wir in unserem Loch von Wohnung auch haben, wenn die Besitzer ihn nicht einfach mit dem Schutt vom Hausumbau zugefüllt hätten", giftete Chris zurück, als ob Lionel etwas dafür könnte. Er hatte nur mit den Schultern gezuckt und sich noch gelangweilter in dem großen, aber leeren Gewölbe umgeschaut, das sich unterm gesamten Haus hinzieht. Adrian nützt den Keller seines Hauses überhaupt nicht. Eigentlich betritt er ihn nur ein zwei Male im Jahr, wenn der Ableser der Stadtwerke kommt, um die Zählerstände von Wasser und Wärme aufzuschreiben, die im Keller ins Haus kommen. Vorne an der Stirnwand befinden sich die Übergabestationen.
"Wie in einem Wheyr" murmelte Chris. Adrian kennt den Begriff. Es ist die Bezeichnung für eine Drachenburg auf Pern, der Welt, die die Schriftstellerin Anne Mc Caffrey in ihrem Romanzyklus beschreibt. Adrian hat die Bücher zwei Stockwerke höher im Regal stehen. Aber dass Chris die auch kennt, ist ihm neu. Ganz im Stillen freute er sich, während er Mairie Joanna absetzte, weil sie "runter" sagte und zappelte.
Dein Papa wollte gar nicht, dass du zur Welt kommst, dachte Adrian und streichelte ihr übers Köpfchen, bevor sie davon rannte und den Keller erkundete. In dieser Beziehung wirkte Christina stark auf ihn. "Ich war strikt gegen die Abtreibung. Schließlich ist das mein Körper, mein Kind und auch meine Entscheidung", hatte Chris damals gesagt. Obwohl auch sie selbst einige Befürchtungen gehabt hatte, vor allem hinsichtlich einer Behinderung, da sie zu jener Zeit ziemlich viel an Drogen konsumiert hatte. Adiran hatte damals nur genickt und nichts dazu gesagt. Wie sollte er auch, hatte er selbst in ihrem Alter doch noch ziemlich viel geraucht, Gras zwar nur, etwas schwarzen Afghanen, aber immerhin. Die Chemie hatte er Mitte zwanzig längst nicht mehr angerührt. Aber er erinnerte sich noch gut an jene Nacht, als er im Club ausgeflippt war, den Schlangen ihre glühenden Köpfe abbeißen wollte, auch wenn’s nur Zigaretten waren, und draußen vor dem Club im Park im Kreis um einen großen Baum herum rannte und "Saturn ich komme", gerufen hatte. So jedenfalls hatte es ihm sein Freund Peter erzählt, der ihn damals schließlich mit 600 Einheiten Librium runterholte und ihrer gemeinsamen Freundin Elisha in Obhut gegeben hatte - einer jungen Frau aus Israel, die damals für ein Jahr, offiziell zu einem Sprachkurs, in der Stadt war, eigentlich aber, weil sie nicht zur Armee wollte - die oben neben der katholischen Kirche gewohnt hatte. Adrian erinnerte sich genau daran, weil er wegen des Glockengebimmels anderntags neben Elisha aufgewacht war.
"Meine zwei Geschwister sind auch nicht ganz "normal", hatte Chris damals erzählt. Ihr Bruder habe das ADS und ihre kleinere Schwester sei etwas zurückgeblieben. Sie habe den Verstand und das Verhalten einer 10-Jährigen, sei aber schon 16. Sie hoffe nur, dass es ihrer Tochter einmal nicht so gehe wie ihrer Schwester. Immerhin habe sie ja erst zwei Wochen nach Silvester vor vier Jahren erfahren, dass sie schwanger sei und Silvester sei ziemlich verschneit gewesen... Seit diesem Zeitpunkt habe sie das Zeug nicht mehr angerührt, meinte Chris. Aber schließlich wisse sie, dass die meisten Schädigungen in den ersten Schwangerschaftswochen entstünden. Nur Lionel habe immer noch ab und an die Nase voll, gestand sie.
Adrian hat mit Schnee keine Erfahrung. Seine Droge vor 30 Jahren war der Mutterkornauszug: Lysergsäurediäthylamid... Schnee von gestern, denkt er und muss innerlich lachen, während sie in den Hof der Notrufzentrale fahren. "Kommst du noch mit hoch", fragt Chris und Adrian nickt. "Aber nur auf einen Cappucino aus dem Automaten", sagt er. Ich hab Dir doch gesagt, dass ich ziemlich müde bin, nachdem ich wegen des Traums gestern Nacht kaum geschlafen habe."
"Du und deine Moleküle", meint Chris und geht ihm voraus die Treppe in die Telefonzentrale hoch. Sie hat wohl die gleiche Erinnerung wie er.
Als sie aus dem Keller wieder nach oben gekommen waren, standen sie im Hof der alten Stadtburg zusammen - er hatte ihnen weder sein Büro noch seine Wohnung oder irgendwas sonst im Haus gezeigt - und redeten darüber, wie schade es doch sei, dass sie die Wohnung im Nachbarhaus nun doch nicht besichtigen konnten - wie sich am Tag später herausstellte, war sie auch bereits vergeben - da hatte Mairie gefragt, was das denn für eine Zeichnung auf seinem Auto sei. "Das", hatte Adrian auf die Erdgaswerbung gezeigt, "ist ein Methan-Molekül. "Die dreijährige Mairie konnte mit diesem Begriff überhaupt nichts anfangen. "Medanokiel", versuchte sie es nachzusprechen, während Chris ihn seltsam anschaute, so als wollte sie ihn fragen, weshalb er versuchte einer Dreijährigen solche Dinge überhaupt zu erklären. Doch auch bei seinem Ryan hatte Adrian das stets so gehalten, die Dinge beim richtigen Namen zu benennen. "Molekül", wiederholte er. Und "Moël" wiederholte Mairie.
"Molekül"
"Moïkül"
Mehrmals noch ging dieses Spiel, und Chris schaute noch erstaunter, als Mairie das Wort schließlich richtig aussprach und auch im Kopf behielt, denn als Chris und ihre Family sich schließlich verabschiedeten und Adrian wieder in sein Auto stieg, weil er nochmals zurück zur Rettungsleitstelle musste, sagte Mairie "Tschüss Molekül" zu ihm. Adrian hatte gelacht und sich gefreut.
Nachts war sein Keller wieder als Labor in seinem Traum aufgetaucht und Traum-Chris hatte zu ihm gesagt, die Moleküle passten nicht genau zueinander.

Und ich sitze an meinem Labortisch, starre auf die grau-grünen Schlieren des Bildschirms,dahinter schemenhaft eine dunkelhaarige Frauengestalt in schwarzem Lack und Leder, vorbeiflitzende Symbole und Zahlen 1,9,7,3,9,2...
Du öffnest in meinem Rücken eine Tür. Ich drehe mich nach Dir um.
"Und?", frage ich in das Dunkel des Raumes, schwarze Wände, dunkler Fußboden, graue Regale und Labortische, wenig Licht
"Wir haben ein Problem", sagst Du, gibst mir das Ding, das bläulich aus seinem Inneren leuchtet. Ich nehme es entgegen. "Die Moleküle passen nicht genau", sagst Du. "Du hattest recht. Es geht wohl nur ohne Majo"
Mir schlägt das Herz bis zum Hals.
So kurz davor. Starren mit unbewegten Augen in die Dunkelheit
Alles wird schwarz....

Natürlich passen die nicht, denkt Adrian. Rhianna ist Lionels Tochter... er erschrickt über diesen spontanen Gedanken und hält inne. Sie rief doch "Daddy, Daddy, fang mich auf" und warf sich ihm in die Arme. Aber: "Es geht nur ohne Majo", hatte Traum-Chris gesagt. An diesen Satz erinnert Adrian sich genau. Mit Majonaise hatte das aber gewiss nichts zu tun, das würde keinen Sinn ergeben. Mairie Joanna heißt Chris’ Tochter. Mairie kann man englisch auch Mary schreiben, denkt Adrian. Davon nehmen wir das "Ma" weg, bleibt "Ry" oder "Rhi". Von Joanna nehmen ich das "Jo" weg. Das gibt zusammen "MaJo" ,und was übrig bleibt, ergibt Rhianna... Adrian stockt der Atem. Der Geanke lässt ihn in ein tiefes Loch fallen. Er ist ungeheuerlich. Dass ein Traumbewusstsein so etwas zustande bringt. Rhianna ist Chris und Lionels Tochter. Kein Wunder, dass er wach in der Dunkelheit gelegen hatte, total verwirrt, nicht einmal wissend, weshalb ihn der Traum so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Rhiannon ist doch seine Wunschtochter gewesen. Was passiert hier Seltsames? Und hat Chris doch etwas geahnt als er ihr von diesem Traum erzählte? "Wie alt war die denn", erinnert er sich, hat sie gefragt. "So fünf oder sechs", hat er geantwortet. "Hhm", hat sie gemacht. Ihre Mairie hatte wenige Tage danach erst den dritten Geburtstag.
Vier Mal hat er den Traum seitdem schon gehabt. Jedesmal ist er mitten in der Nacht wach im Bett gelegen. Stets ist es um 2:20 Uhr herum, wenn er nach seinem Wecker schaut. Und warum wird der große Gewölbekeller unter seinem Haus zu seinem Biochemielabor?
Biochemie, das war das Fach, das er nach dem Abitur hatte studieren wollen. Daraus ist nie etwas geworden. Seine Noten waren für den damals geforderten Mindestnotendurchschnitt zu schlecht gewesen. Drei Zehntel oder so pro Semester wären ihm gut geschrieben worden. Das hätte vier oder fünf Semester Wartezeit bedeutet. Die hatte Adrian damals beim Roten Kreuz überbrücken wollen. An der Uni hatte er im Jahr darauf Biologie und Englisch fürs Lehramt belegt und war schließlich doch im Rettungsdienst hängen geblieben. Später hatte er noch zwei Semester Journalismus als Zusatzstudium angehängt und auch bei einer Lokalredaktion ein Volontariat absolviert. Doch in einer Redaktion Fuß fassen, konnte er nie. So war er viel als Freier Journalist tätig, gab Zusatzunterricht für begabte Grundschüler an der Kinderakademie der Stadt und hatte einen 70-Prozent-Vertrag als Rettungssanitäter bei der Notrufzentrale.
Daran, ein Labor in seinem Gewölbekeller einzurichten, hat er noch niemals gedacht. Weshalb das so jetzt in seinem Traum auftaucht, ist ihm echt ein Rätsel. Und der Traum verwirrt ihn von Mal zu Mal mehr. Schon die Tatsache, dass er in vier Nächten denselben Traum nahezu identisch träumte, beschäftigt Adrian mehr, als ihm lieb ist. Weder Chris noch der Traum gehen ihm aus dem Sinn. Er weiß nicht, wohin das noch führen soll. Seine Verliebtheit hat gar kein Ziel, wie er das aus seiner Jugendzeit her kennt. Da wollte er, da wollte jeder, den er kannte, so schnell wie möglich mit seiner Angebeteten in die Kiste... Aber dieses Bedürfnis ist in diesem Gefühl zu Chris gar nicht enthalten. Na, vielleicht ein kleines bisschen, denkt Adrian, während er eines der Bilder betrachtet, die Chris im Netz stehen hat, durchaus auch einige erotische und welche in schwarzem Latex und Leder, wie sie schemenhaft auch in seinem Traum auftauchen. Adrian fragt sich, weshalb Chris das macht? Aber sie sind schön. Na ja, mit Piercings an gewissen Stellen kann er nicht viel anfangen: was bitte ist an einem kleinen Metallstab mit kleinen Kugeln an beiden Enden quer durch die Brustwarze erotisch? Und warum lassen sich junge Frauen ein ähnliches Teil durch ihre Klit treiben, während sie gleichzeitig gegen die Beschneidung junger Mädchen in Afrika und der islamischen Welt protestieren? Ganz abgesehen von den Schmerzen: ein kleiner Millimeter daneben, und der Nervenstrang ist zerstört. Selbst wenn das Ding irgendwann entfernt wird und die Wunde wieder verwächst, es bleibt eine Narbe. Adrian fehlt einfach jeglicher Bezug zu dieser Mode, die erst in jenen Jahren aufkam, als er längst aus dem Alter war, in dem er darauf etwas gegeben hätte. Er hat ja auch an der Mode seiner Jugend festgehalten, den schwarzen Klamotten - welch ein Gegensatz zum weißen Outfit seines zeitweisen Berufsalltags - der Dark and Heavy Musik, an seinen langen Haaren, die er während der Arbeit stets zu einem langen Zopf zusammenbindet und die, seit er beim Rettungsdienst arbeitet, immer wieder ein Anlass zu passenden wie unpassenden Bemerkungen seiner Chefs und Kollegen gewesen sind.
Adrian hat nach Chris’ Bildern nicht gesucht, sondern ist über ihren Nickname "Aella" drauf gestoßen. Aella, die Reiterin eines goldnen Drachen in Anne McCaffreys Pern-Welt. Zugelegt hat Chris sich diesen Namen, als sie Lionel kennengelernte, der neben seinen Computerspielen auch Mitglied eines sogenannten Table-Top-Clubs ist, wo mit handgefertigten oder selbstgemachten Figuren Fantasy-Rollenspiele gespielt werden, die sich an Bücher und Buchserien wie etwa den Drachenreitern von Pern orientieren. Adrian allerdings hat - auch wenn in der Saga Drachen und Flugechsen eine große Rolle spielten - Pern niemals der Fantasy zugeordnet, sondern der Science Fiction. Und Adrian hat innerlich gegrinst ob dieser weiteren Interessenverwandtschaft, als er Chris Nickname erfahren hat. Als alter Science-Fiction-Leser und -Sammler hat er die Bücher von Anne McCaffrey in seinen Regalen stehen. Zwar hat er keine Szenarien nachgebaut, wie die Table-Top-Spieler, aber er hat Pern-Welt nach den Beschreibungen Anne McCaffreys in sein Civilization-Computerspiel übernommen und nachgezeichnet.
Adrian zieht eines der Bilder von Chris auf seinen "Computer-Schreibtisch", öffnet das File, vergrößert einen Gesichtausschnitt. Ein bisschen Drehen, ein wenig die Farbtiefe und die Kontraste verändern, scharfzeichnen... irgendwann hat Chris schon einmal von der Pernwelt geredet, meint Adrian sich zu erinnern. Es war im Labor, im Keller gewesen, noch vor dem Traum. "Wie ein Weyr", hatte sie da vor sich hingemurmelt... Das Bild mit Chris Gesicht ist jetzt in Passbildgröße. Adrian verkleinert es weiter und lässt es dann anderthlalb Zentimeter groß ausdrucken, klebt die ausgeschnittenen Bildchen auf ein Kunststoffblättchen an einer kleinen Kette, erhält so einen kleinen Schlüsselanhänger. Irgendwann, denkt er, während er den Anhänger an seinen Autoschlüsseln befestigt, wird sie’s bemerken. Auf ihre Reaktion ist er gespannt, fürchtet sich auch davor. Was soll er ihr sagen? "‘Tschuldigung, aber ich hab mich in Dich verliebt."
Und wird das Probleme in der Notrufzentrale machen?
Nein eigentlich nicht. Das geht ja niemand etwas an, was er für Telefonistin Christina Kleenser fühlt. Seine Gefühlswelt ist seine Sache. Und die Sache derer, die’s angeht. Chris natürlich, und Lionel. falls er sich dadurch in irgendetwas verletzt fühlen sollte. Aber Adrian wird Chris gegenüber nicht fordernd sein. Er wird ihr ohne Erwartungen begegnen. So wird Lionel möglicherweise überhaupt nichts davon erfahren. Noch weiß es nicht einmal Chris selbst.

"A thousand times the mysteries unfold themselves like galaxies in my head", verklingt weit entfernt ein Lied. "on and on the mysteries unwind themselves, eternities still unsaid..." -
Wer hört denn noch diese uralte Melodie?
Ich.
- "...’til you love me"
Ich erinnere mich, ich hatte im Bett gelegen, war aufgewacht aus einem Traum, starrte mit offenen Augen in die Nacht, ohne zu realisieren, dass ich erwacht war. Starrte nur, lauschte den Echos des Traums, betrachtete schwarzes Lichtpünktchen neben schwarzem Lichtpünktchen. Enthüllen sich so die Geheimnisse der Nacht selbst? Gedanken sind wie die tausend Galaxien in meinem Kopf, von denen Sting singt. Ja, sie enthüllen sich zu unbekannten Ewigkeiten... Ewigkeiten, unendliche Weiten? "Ich bin doch nicht Captain Kirk!"
Sie enthüllen sich zu parallelen Universen. Ja, das schon eher: Stargate Universen, wie sie Commander Ryan bei seinem Kampf gegen die Wraith bereist. Ich träume schon wieder, bemerke ich.

Kein Wort sagt er zu ihr. Sucht nur verstärkt ihre Nähe, fährt sie zur Arbeit, holt sie dort ab, geht mit ihr Einkaufen und nach Wohnungen suchen, Wohnungen für sie und Lionel, lädt sie zu einem Kaffee ein, kommt früher als nötig zur Zentrale, wenn ihre Dienste sich überschneiden, kauft einen kleinen blauen Elefanten für Rhianna - Mairie Joanna - zu ihrem dritten Geburtstag... Und er wird von Chris zum Nachmittagskaffee nach Hause eingeladen, wo die ganze Familie um den Tisch sitzt, Chris’ Vater mit seiner zweiten Frau, Chris’ Mutter mit ihrem zweiten Mann, eine Cousine, ein Freund von Lionel, Lionel selbst, dazu viele Kinder, die gleich nebenan mit dem Geburtstagskind spielen und im Büro sitzt Chris’ kleine, etwas zurückgebliebene Schwester, spielt am Computer. Adrian ist der einzig Fremde in der Runde, kommt sich vor, als werde er vorgeführt: Schaut her, das ist mein neuer Freund. Aber das kann ja nicht sein, Chris weiß doch gar nichts von seinen Gefühlen..., sie ahnt allenfalls. Aber sie wollte ihn längst ihrer Mutter vorstellen, weil die dachte, sie kenne ihn von früher, als sie gegenüber von Anne’s Teashop in einer Chemischen Reinigung gearbeitet hatte. Adrian war oft in Anne’s Laden gewesen, den sie damals, bevor sie die Stelle beim Theater bekam, gemeinsam mit ihrem damaligen Freund betrieben hatte. Er kann sich auch an den Reinigungsbetrieb erinnern, nicht aber an Susan, Chrissies Mama. Schlimm für Adrian die Bestätigung: er ist älter als Chrissies Eltern. Chrissy, so nennt ihr richtiger Papa seine Tochter. Adrian gefällt dies viel besser, als das nüchtern kurze Chris, das auch ihre Mutter und ihr neuer Partner benutzen. Was heißt neu: Chrissies Eltern haben sich schon getrennt, da war sie jünger als sein Ryan jetzt, als Anne sich ihren Requisiteur Michael anlachte.
Strange, denkt Adrian, als er zwei Stunden später in die Rettungszentrale kommt, seinen Nachtdienst antritt. Er hat das Gefühl, dass alle seine Kollegen ihn anstarren. So, war er bei Chris zu Hause? Ist er offiziell der Familie vorgestellt worden? Begutachtet und für zu alt befunden... Natürlich ist das Quatsch. Die Kollegen denken nichts dergleichen. Erstens weiß außer seinem Kollegen Frank niemand, dass er dort war, und zweitens hat sich an der Normalität des Ablaufes in der Zentrale überhaupt nichts verändert. Auch nicht bei Adrian. Er tauscht seine schwarzen Klamotten gegen das berufliche Weiß, versucht diese Normalität ebenso aufrecht zu erhalten wie alle anderen. Nichts hat sich verändert, außer dem Bild an seinem Schlüsselbund. Aber auch andere haben Schlüsselanhänger, einen Fußball, einen metallenen Großbuchstaben, ein Bild mit einem Baby, einen USB-Stick... Wahrscheinlich haben den seinen noch nicht einmal alle Kollegen bewusst wahrgenommen. Und keiner kann an Adrian irgendwelche Veränderungen feststellen. Oder doch?.
Caroline, Telefonistenkolleghin von Christina, bemerkt eines Tages, dass er kaum etwas isst, wenn seine Kollegen Brotzeit machen. "Du wirst immer dünner", sagt sie. "Da werde ich ganz neidisch." Sie versucht schon wochenlang Gewicht zu verlieren. "Hast du Liebeskummer?", fragt sie. Doch bevor Adrian in die Verlegenheit kommt, ihr antworten zu müssen, redet sie weiter. "Ich habe früher immer abgenommen, wenn ich Liebeskummer hatte. Das war stets ganz schlimm bei mir."
Carol ist in Adrians Alter, vielleicht ein, zwei Jahre jünger, auf jeden Fall aber über 50. Und sie ist wie Adrian alleinerziehend. Ihr Sohn ist 16, drei Jahre älter als Ryan.
"Und jetzt ist das nicht mehr so?", frotzelt Adrian
"Na, wer hat in unserem Alter denn noch Liebeskummer", gibt sie zurück und negiert damit ihre Frage von eben. Das enthebt ihn einer Antwort und einer Erklärung. Dennoch ist Adrian sich nicht sicher, ob sie nicht doch etwas von seiner Gefühlswelt mitbekommen hat, etwa von der Sonnenblume, die sie bei Chris eines frühen Morgens beim Schichtwechsel gesehen hat. Die hat Adrian ihr mitgebracht von einem frühmorgendlichen Einsatz.
Wie so oft schon, waren sie da an einem großen Feld vorbeigefahren - Blumen zum Selberpflücken stand da auf einem großen Schild, doch nie hatte Adrian auch nur im entferntesten daran gedacht, so etwas einmal zu machen. Der Einsatz hatte sich als glimpflich erwiesen, sie fuhren ohne die Patientin, die sie gerufen hatte, zurück zur Zentrale. "Blumen zum Selberpflücken", leuchtete das Schild erneut im Scheinwerferlicht auf. Und Adrian fragte seine Fahrerin, ob sie ihr Messer dabei habe. "Fahr mal ran, sagte er, weil er eigentlich genau wusste, dass die Kollegin das Messer immer in einer Scheide an der Innenseite ihres linken Stiefels mit sich trug. "Ich will mir da eine Blume holen."
"Wozu das?", fragte Sevim, eine hier geborene junge Türkin der zweiten oder dritten Generation, der man bis auf die bronzene Hauttönung und die dunklen Haare, die sie wie Adrian zusammengebunden trug, ihre Herkunft kaum noch anmerkte. "Sag, wieso?", fragte sie, hatte aber bereits angehalten und ihr Messer gezogen, das sie ihm, Griff voran, entgegenhielt. Adrian hielt demonstrativ seine Autoschlüssel hoch und ließ den Anhänger mit Chrissies Bild frei nach unten baumeln.
"Ah, Deine neue Liebe", sagte sie.
"Du wusstest?"
"Jeder weiß es," meinte Sevim. "Nur ihr zwei selber nicht - und Chris weiß es bis heute nicht, weil du schweigst wie ein Fisch, Adrian."
"Ich kann nicht anders", antwortete er, nahm das Messer und hüpfte aus dem Rettungswagen.
In der gerade beginnenden Dämmerung war er durch das Sonnenblumenfeld gewatet, hatte sich durch die eng gepflanzten Reihen gezwängt, hatte nach einer besonders schönen Blume gesucht, einer, die größer war, als Chris selbst.
Für entgegenkommende Autofahrer wäre es sicherlich ein lustiges Bild gewesen, wenn’s schon etwas heller gewesen wäre und sie hätten sehen können, wie Ihnen da ein Rettungswagen entgegenkam, in dem der Sanitäter auf der Beifahrerseite eine große Sonnenblume im Arm hielt und umsorgte.
Und Chris schaute erst etwas erstaunt, lachte dann aber, als er ihr die Blume kurz vor Ende ihrer Schicht überreichte. "Für Dich"
"Für mich? Weshalb?" Adrian lächelte nur, schüttelte leicht den Kopf und zuckte kaum merklich mit einer Schulter. "Blumen habe ich schon ewig nicht mehr bekommen. "Wo hast du die denn her, mitten in der Nacht?
"Es gibt Felder", sagte er nur. "Und Sevim hatte sogar ihr berühmtes Messer bei sich."
Und wieder ist er eine Nacht wach gelegen. 2:23 Uhr ist’s, als er auf die Uhr schaut, nachdem er ein weiteres Mal realisiert, dass er wach im Dunkeln liegt und ins Nichts starrt. Er weiß nicht, zum wievielten Mal er jetzt von Rhianna und Chris und seinem Sohn Ryan geträumt hat. Was will sein Unterbewusstsein, was will die Traumwelt, das Paralleluniversum von ihm?
"Chris muss erfahren, wie ich fühle. Vielleicht kommt der Traum dann nicht wieder."
"Nein, das geht nicht. Ich mach mich doch bloß lächerlich. Sie ist so jung, sie könnte meine Tochter sein.."
"Na und? Was hat denn Alter mit Gefühlen zu tun?"
"Es geht trotzdem nicht."
"So? Und warum hast du dann den Schlüsselanhänger gebastelt? Doch, damit sie’s sieht!"
Es ist wie zwei Stimmen in seinen Gedanken, die sich streiten, während er mitten in der Nacht aufsteht, ins Badezimmer geht und kurz duscht, sich anzieht.
"Und schau dir doch bloß ihre Arme an. Nicht noch eine Sara!"
"Ach was. Nicht jedes Mädchen, das sich ritzt, um sich selbst zu spüren, ist eine Borderline-Patientin."
"Aber krank! Zumindest gewesen."
"Ihre Narben sind alt. Seit sie selbst Mutter wurde, hat sie sich bestimmt nicht mehr geritzt. Frag mich nur, warum’s mich immer wieder zu denselben Typen hinzieht? Zehn Jahre Sara sind doch genug Erfahrung in dieser Sache."
"Du hast es genossen, du mit deinem Helfer-Syndrom. Und gib zu, wenn sie da war, es war guter Sex."
"Ja schon gut. Das ist lange her."
Adrian schüttelt die Gedanken aus seinem Kopf. Was soll der Vergleich von Chris mit Sara. Sara war vor 31 Jahren seine Freundin gewesen. Sie war erst 16, neun Jahre jünger als er, als er sie während seines Volontariates kennen gelernt hatte. Fast zehn Jahre war er mit ihr zusammen gewesen, bis er das ständige Hin und Her zwischen Klinik, Psychiatrie und draußen zuhause nicht mehr ausgehalten und sich von ihr getrennt hatte.
Karen war danach nur eine kurze Affäre gewesen, nachdem er auch bei ihr Ritznarben entdeckt hatte. Karen aber sah Chris verdammt ähnlich. "Wie Schwestern", dachte er, als er jüngst die Fotos nebeneinander gesehen hat. Doch liegen 25 Jahre zwischen den Aufnahmen. Karens Tochter Nadine müsste jetzt in Chris’ Alter sein... Adrian lächelt bei der Erinnerung an die kleine Nadine, die mit ihm einmal am barocken Rathaus der Stadt vorbei gegangen war, unbedingt in das Märchenschloss auch hinein schauen wollte und ihn dann fragte: "Wohnt hier die böse Sukönerin?" Tolle Wortschöpfung für Königin hatte Adrian damals gefunden. Er hat Nadine nicht mehr gesehen, seit er und Karen sich damals trennten.
Und dann Anne, nochmals drei Jahre jünger als Sara. Sie hat sowas wie Ruhe in sein Leben gebracht.
"Von wegen Ruhe", mosert sein Ich in seinem Kopf. "Erinnerst du dich nicht mehr an den Trouble, weil ihr Freund sie verlassen hat und sie plötzlich den Laden am Hals hatte, den er unter ihrem Namen betrieben hat? Erinnerst du dich nicht an den Trouble, als sie ihr Architekturstudium deswegen hingeschmissen hat? Sie ist nicht mal in die Bahn eingestiegen, die sie zur Zwischenprüfung bringen sollte. Hat da nicht auch dein Helfersyndrom zugeschlagen? Nicht anders ist’s jetzt mit Chris. Du bist ein Magnet für diesen Typ Frau oder hast ein eingebautes Suchsystem! Nichts da mit Liebe! Helfersyndrom! Krank!"
"Aber fast 20 Jahre Anne...."
"Hast du sie wirklich aus Liebe geheiratet, nachdem Ihr schon sieben Jahre zusammen gelebt habt?"
"Was heißt Ihr? Du bist Ich!"
"Und? Es war doch nur, weil sie schwanger war. Bei dir war das nicht besser, als bei Chris. Und gib’s zu, auch du hast noch tags zuvor überlegt, ob du nicht vor dem Standesbeamten einfach ‘Nein’ sagen sollst."
"Hab’ ich", gibt Adrian seiner inneren Stimme recht. "Chris und ich haben sehr viel gemeinsam. Da ist nur das verdammte Alter. Das Paradies der Jugend habe ich längst verloren." "Looking down from etherial skys, silent crystalline tears I cry for all those say their last Good Bye to paradise..." er mag die Melodie gar nicht mehr hören, so traurig macht ihn das Lied.
Und dann ist es plötzlich halb sieben. Er muss Ryan wecken, damit er rechtzeitig zur Schule kommt. Aus dem Artikel, den er für die Zeitung noch schreiben soll, sind bislang nur einige Zeilen im Textprogramm seines Computers geworden.
Auch Ryan hat keine Ahnung von den Gefrühls-Aufs und Abs seines Papas. Aber er hat, wie Adrians Kollegin Carol, schon festgestellt, dass Papa wenig isst und angeblich keinen Hunger hat, wenn Abendessenszeit ist. Aber jetzt ist erst mal wecken und Frühstückszeit angesagt. Adrian schaut auf den Kalender: Mittwoch. Ryan hat Sport auf dem Stundenplan. Er muss die Sporttasche herrichten, während Ryan im Badezimmer ist. Turnschuhe drin? Turnhose, Handtuch, Duschgel... "Ich freu mich auf heute Abend, Papa", sagt Ryan, als Adrian schaut, wie weit sein Sohn schon ist. "OK. Aber beeil’ dich. Der Bus fährt in elf Minuten."
"Jetzt drängle doch nicht so", meint Ryan und spült unterm Wasserstrahl des Waschbeckens die Zahnbürste sauber. "Du fragst gar nicht, weshalb ich mich auf heut’ Abend freue."
"Ryan, jetzt ist früher Morgen. Du hast heute Sport. Vergiss deine Sporttasche nicht."
"Ach Papa... Heute beginnt die neue Staffel von Stargate Atlantis. Ich hoffe, du hast keinen Termin für die Zeitung oder Spätdienst bei den Sanis."
"Nein, heute nicht."
Auch am Abend, bevor er zum ersten Mal von Rhianna geträumt hat, gab’s Stargate und irgend eine Geschichte über die Wraith, die ihren Menschenopfern nicht wie Vampire das Blut. sondern direkt die Lebenskraft aussaugen.

"Sie ist eine Wraith, Papa"
Ich wende meinen Kopf nach Dir, sehe dich an. Lächle.
"Ja, Ryan", antworte ich der Stimme meines Sohnes, der irgendwo dort im dunklen Raum steht. "Das mag schon sein. Aber wir sind jetzt fünf!" Ich lege einen Arm um Dich, stelle das blau Leuchtende mit der freien Hand in einen Reagenzglashalter. Du folgst mit großen Augen meinen Bewegungen, schaust mich fragend an, als er sagt :"Daraus wird niemals Methan, Papa." Sein Denken hat die Atome neu geordnet, um sie zur Metapher für unsre Beziehung werden zu lassen. "Eher schon DiCarbonOzonid!" Er lacht über seine chemische Neuschöpfung: solch ein Molekül kann es gar nicht geben.
"Kommt in den Garten", fordert er Dich und mich auf. Der Krümel steckt sich dort irgendwelche Schnecken in den Mund und Rhianna möchte wieder schaukeln.

--

"Wer ist sie", fragt Anne, als sie ihm seine Autoschlüssel bringt, die er in der Wohnung irgendwo verlegt hat. Adrian presst die Lippen zusammen, schüttelt leicht den Kopf, wie er das gerne tut, wenn er etwas nicht sagen will, nimmt die Schlüssel entgegen. "Kann ich sie kennenlernen?"
"Nein", gibt Adrian zurück. "Sie geht dich gar nichts an."
"Zumindest soviel wie Michael dich." Denkst du? Dies hier ist eine viel kompliziertere Geschichte. "Ich sagte nein. Lass’s gut sein, damit." Adrian geht aus der Wohnung, verzieht sich lieber in die Rettungszentrale, wo er noch einiges an Papierkram aufzuarbeiten hat, als dass er mit ihr die gleichen Räume teilt. Anne ist übers Wochenende gekommen, um mit einigen Leuten vom Theater etwas zu besprechen, wie sie sagt, und um Ryan zu sehen. Adrian gefällt gar nicht, dass sie jedesmal, wenn sie in der Stadt ist, auch in der Wohnung übernachtet und sich nicht dort ein Hotelzimmer nimmt, wo sie auch ihre Besprechungen hat, wohl im Goldnen Adler. Aber er kann’s ihr schlecht verwehren. Immerhin gehört das Haus in der alten Stadtburg nicht ihm allein, sondern ihr zur Hälfte mit.
Seine Gefühle Anne gegenüber sind einer Art Gleichgültigkeit gewichen. Oberflächlich zumindest.. Und doch erträgt er es nicht für längere Zeit mit Ryans Mutter unter demselben Dach. Hinter seiner zur Schau gestellten Gleichmut brodelt das ätzende Gefühl der Kränkung. Chris hatte das schon bei einem der früheren Besuche Annes bemerkt, als er in die Notrufzentrale gekommen war, als sie Nachtschicht hatte. Er hatte ihr gar nicht viel erzählt, war nur still auf der Treppe hinauf zum Nebenraum mit dem Kaffeeautomaten gesessen und hatte vor sich hingestarrt. "Das nervt dich, dass sie da ist," hatte Chris mehr festgestellt als gefragt und er hatte stumm genickt, war ihr irgendwie dankbar gewesen, dass sie das bemerkt hatte.
Jetzt ist es nicht Abend, sondern früher Nachmitteg und es ist wie an vielen Sonntagen. Eine ganze Reihe von Kollegen sitzt im Aufenthaltsraum der Zentrale, der sich zwischen den technischen Räumen und den Fahrzeuggaragen und der Telefonzentrale befindet, auch wenn sie gar keinen Dienst haben. Man sitzt dort, trinkt Kaffee aus dem Automaten, erzählt Geschichten... Zentralenkrankheit, nennen sie das unter sich. Manchmal sitzen sie dort auch zusammen und spielen Schach, Backgammon, Rommé oder andere Brett- und Kartenspiele.
Auch Chris sitzt an diesem Sonntagnachmittag da. Sie hatte eine mittlere Schicht und wurde von Carol abgelöst, die gegen die Türholmen gelehnt in der Durchgangstüre zum Telefonraum steht und sich mit Frank und Sevim unterhält. Adrian setzt sich Chris gegenüber an den Tisch, legt seine Autoschlüssel auf die Kladde mit seinen Eintragungen, die er eigentlich in die Computerdatenbank hacken will.
Doch wahrscheinlicher wird er zuerst Chris nach Hause fahren und sich erst dann an die Arbeit machen. Der Anhänger mit Chris’ Bild, den er sonst immer wie selbstverständlich etwas versteckt zwischen den Schlüsseln platziert - da hat er zumeist darauf geachtet - hängt diesmal am Buchrücken der Kladde etwas senkrecht stehend zur Tischplatte hin.
Chris erzählt ihm die Geschichte, die sie im Auto auf einer Heimfahrt schon einmal andeutungsweise erwähnt hat. Lionel hat in einem Jähzornanfall Chris’ Hund gepackt - er war in einen Haufen getreten, den der Hund im Wohnzimmer gemacht hatte - und durch den Raum so gegen eine Wand geschleudert, dass beide Hinterläufe gebrochen waren. Chris hatte schweren Herzens zustimmen müssen, dass der Tierarzt, zu dem sie mit ihrem Hundchen gegangen war, den kleinen Kerl einschläferte. "Seit dem habe ich Angst vor Lionel, Angst, er könnte noch mal so ausrasten, nur dass es dann keinen Hund, sondern eines meiner Kinder oder mich erwischen könnte."
Sie habe sich in den vergangenen Monaten ja nicht mal mehr getraut, selbst bei kleinsten Meinungsverschiedenheiten auch nur ‘Piep’ zu sagen. "Ich hab’ mich psychisch echt unter Druck gesetzt gefühlt." Wie sie ihm ja schon erzählt habe, sei sie drauf und dran gewesen, sich von Lionel zu trennen. Doch die Wohnung in Vorbach laufe auf ihren Namen, sie alleine habe dafür unterschrieben, und wenn sie nun ausziehe, hätte sie die Verantwortung für zwei Wohnungen und die Kinder und... Ein Berg, vor dem sie zurückschrecke. Sie werde es deshalb mit Lionel weiter versuchen, versuchen müssen.
Adrian fühlt - oder denkt er es nur? - dass Chris unter ziemlicher Anspannung steht. Und noch während er das denkt, sieht er, wie ihr Blick an seiner Kladde hängen bleibt. Sie erstarrt mitten in der Bewegung, rückt mit dem Kopf etwas nach vorne, um genauer zu sehen. Da erst begreift Adrian, wie sein Autoschlüssel da liegt. Sie hat das Bild von sich entdeckt. Er kann es nicht mehr verhindern, nicht ungeschehen machen, in dieser denkbar schlechtesten Situation.
Aber Chris sagt nichts dazu, wechselt das Thema, in dem sie quer durch den Raum Frank nach irgendwelchen exotischen Tieren fragt, die sie gerne halten würde. Adrian begreift schnell: Ablenkungsmanöver. Er steht auf, geht die drei Stufen zum Nebenraum hoch, wo der Kaffeeautomat steht, lässt sich einen Cappucino in seinen Becher füllen, lehnt sich wie Carol auf der anderen Seite des Raumes an den Durchgang, schaut hinunter auf die Kollegen.
Chris sitzt alleine am Tisch, ihre Kaffeetasse in der Hand, starrt vor sich hin, kaut auf ihren Lippen, minutenlang.
"An was kaust du denn?", fragt er sie über die Köpfe der andern hinweg.
"An Unverdaulichem", gibt sie ziemlich harsch zurück.
Dann klingelt drüben das Telefon und wenige Sekunden später gibt Carol Alarm. Schwerer Verkehrsunfall auf der Straße hinaus zur Autobahn. Plötzlich wird es ruhig in der Zentrale und Chris packt ihre Sachen zusammen, steht auf, sieht ihn fragend an. Er nickt, holt seine Autoschlüssel von der Kladde, die er liegen lässt und geht "Ciao Caroline" mit Chris hinaus in den Hof, wo sein Auto mit der Ergaswerbung an der Seite parkt. Er denkt unwillkürlich an Mairies "Molekül"-Übung, als sein Blick darauf fällt und Cris zwischen ihm und dem Auto steht.
"Hör auf damit", sagt sie zu ihm, als er an ihr vorbei auf die Fahrerseite des Autos geht.
"Womit?"
"Du weißt was ich meine. Hör auf damit, bevor es weh tut."
"Ich hab doch nichts getan, womit ich aufhören könnte", sagt er und schließt die Tür.
"Bitte. Ich möchte gern auch weiterhin mit dir fahren. Aber je mehr..."
"Es tut schon weh. Gefühle kann man doch nicht einfach abstellen", fällt Adrian ihr ins Wort. "Da gibt’s keinen Knopf, keinen Schalter, den man auf ‘Aus’ stellen kann."
"Je mehr, desto mehr Blockade wirst du bei mir hervorrufen," sagt sie.
Und dann schweigen sie während der ganzen Fahrt hinaus nach Vorbach, wo sie einfach wortlos aussteigt. Im Radio spielen sie den neuesten Aha-Hit: "We could live by the foot of the mountain, we could clear us a yard in the back, build a home by the foot of the mountain, we could stay there
and see how it ends..."

Wir gehen durch die Tür neben dem Garagentor in der dunkelgrauen Wand - Mülleimer stehen davor - zurück ins Gebäude, drinn dann aus einem kleinen Flur eine Wendeltreppe nach oben. In dem hellen L-förmigen Raum liegen an jedem Ende des kurzen L auf Luftmatratzen Ryan an der einen, und Rhianna an der andern Seite. Sie haben kleine Spielgeräte in den Händen und jeder einen Stapel Karten neben sich. "Pass auf, gleich hab’ ich dich!", ruft Rhianna. Doch Ryan lacht. "Pech gehabt!" Dann wirft er dem kleinen Jungen, der auf allen Vieren am Boden entlang krabbelt, ein Kärtchen zu. "Leg das da in mein Feld, Seany", sagt er, schaut gelangweilt auf, als wir vom Treppenaufgang zur Tür nach draußen gehen, die ein Stockwerk höher als der Hofraum hinaus auf einen kleinen Vorplatz und einen geschotterten Weg führt.

Adrian versucht die halbe Nacht in einem langen Brief Chrissy seine Situation zu erklären, seine großen Zweifel wegen seines Alters, und dass alles von diesem Traum ausging, den er nun schon mehrere Male geträumt hat, so dass er dessen Ablauf mittlerweile wie einen Film erzählen kann, und den er ihr auch beschreibt. Dass er zunächst nur sehr verwirrt war, schreibt er, weil sie überhaupt in seinem Traum auftauchte.
Und er beschreibt ihr seine Gefühle, als er entschlüsselte, was ihm sein Traumbewusstsein da präsentierte: das Majo-Rätsel und seine Erkenntnis, wer Rhianna ist. Irgendwie schreibt er sich dabei wie in Trance, denn er schreibt auch Dinge, die er sich nur zusammengereimt hat, Dinge zu denen er sich seine Gedanken gemacht hat aufgrund dessen, was sie ihm in den Zentralen-Nächten erzählte, was er über Chris/Aella im Netz gefunden hatte, Dinge, die sie in öffentlichen Foren geschrieben hatte, aufgrund von Bildern und Profilen in diversen Chats, in denen sie sich angemeldet hat. Es wäre sicher besser gewesen, wenn er den Brief noch mehrmals durchgelesen hätte und manches, was er weiß oder ahnt, nicht geschrieben hätte. Doch Adrian gibt Chris den Brief, als er sie am Abend darauf zur nächsten Nachtschicht abholt.
Es ist das letzte Mal, dass sie mit ihm fährt. Denn am darauf folgenden Morgen, als Adrian zu seiner Frühschicht in die Rettungszentrale kommt, findet er Chris, wie sie mit Frank im Aufenthaltsraum redet, der sie ablöst. Als sie ihn erblickt, rafft sie in aller Eile ihre Habseligkeiten zusammen, schwingt ihre Tasche über die Schulter, sagt "Ich muss hier raus, bevor mir der Kragen platzt" und verlässt hastig die Zentrale.
Es ist auch das letzte Mal für eine lange Zeit, dass Adrian Chris sieht. "Sie hat den Stecker gezogen", denkt er in den folgenden Tagen immer wieder. Er jedenfalls fühlt sich wie abgeschaltet, obwohl all seine Gedanken ständig um Chris kreisen.
Er hat den Augenblick gefürchtet, in dem sie seine Gefühlswelt entdeckt. Dass sie aber so extrem reagieren würde, hat er nicht vorausgesehen. Was hat er in dem Brief denn geschrieben, dass sie so erregt war? Er hat nur seine Gefühle ihr gegenüber offengelegt, hat geschrieben, das er mit sich selber darum gestritten hatte, hat ihr seinen Rhiannon/Rhianna-Traum geschildert und seine Fragen an sich selbst, was ihm sein Unterbewusstsein da aufzudrängen versuchte.
Ja er hat auch über seine Befürchtungen geschrieben, die er mit den Ritznarben verbindet, die er den ganzen Sommer über auf ihren Armen gesehen hat, was er wohl - auch wenn das für ihn aufgrund seiner Sara-Erfahrungen wichtig ist - besser nicht getan hätte. Von Sara weiß Chris ja wohl nichts, denn darüber hat er mit ihr nie gesprochen. Über Rhianna - nein Mairie Joanna - hat er geschrieben, ihre, Chris’ mutmaßliche Einstellung zu dem Kind, was er wohl besser auch nicht hätte tun sollen, denn das waren alles nur Gedanken, die er sich aufgrund ihrer Gespräche gemacht hat, nicht echtes Wissen über die Wirklichkeit. Obwohl er glaubt, dieser ziemlich nahe gekommen zu sein. Aber er ist damit sicher auch ihr zu nahe gekommen, hat möglicherweise - er weiß nicht mehr die genauen Worte, die er niedergeschrieben hatte - Dinge gesagt, die sie nicht einmal Lionel offenbart hatte. Mal um Mal, wo er über diesen Moment nachdenkt, wie sie an ihm vorbeihuscht "bevor ihr der Kragen platzt", ist Adrian unsichererer. "Was hat sie nur an diesem Brief so erregt? Wo hat er die Barriere durchbrochen? Was nur löste diese Reaktion aus?
Am Abend findet Adrian zwei automatische eMails vom Computersystem des Internetchats, dass Teilnehmerin Aella keinerlei Kontakt mehr zu ihm wünsche und dass Teilnehmerin Aella ihm die Freundschaft gekündigt habe. In der Nacht kommt ein neuer Traum - Traumwelt und Paralleluniversum lassen grüßen - völlig unbeeindruckt von der Wirklichkeit hier. Adrian und Chris kaufen sich dort ein Haus am Fuß eines Berges...

Der Vorplatz ist mit Steinplatten belegt und von dichtem Strauchwerk umstanden. Scheint Immergrünes zu sein, denn die hohen Laubbäume dahinter sind schon spätherbstlich kahl.
"Ich freu mich", sagst du und nimmst meine Hand. Wir stehen vor dem hier oben niedrigen Pförtnerhaus - ich könnte mit der ausgestreckten Hand beinahe den Trauf des direkt über der Eingangstüre beginnenden dunkelgrau gedeckten Daches erreichen, das zudem recht flach nach oben ansteigt. Unten Garagen und ein Abstellraum, die Wendeltreppe und darüber der große L-förmige Aufenthaltsraum, in dem die Kinder spielen. Tief von benachbarten Bäumen herabhängende Äste wiegen sich darüber im leichten Wind.
Wir gehen über Betonplatten ein paar Meter zum geschotterten Weg, der mit gelblich weißem Kies belegt ist.
Während der ältere Mann - er ist bestimmt schon älter als 70 - den Weg , der in einer sanften Linkskurve durch den lichten Waldhang nach oben führt, entlang vorangeht, dreht sich seine Frau um, zeigt am kleinen Haus vorbei den Weg nach unten, wo er in eine geteerte Straße mündet, die in einer Rechtskurve durch den dort dichteren Wald herankommt und unterhalb des kleinen Hauses und am von hier aus dahinterliegenden Hofraum vorbeiführt. "Sie können hier auch ein Tor anbringen, wenn sie sich abschotten wollen., Wir hielten das bislang aber für unpraktisch und nicht notwendig." Dann geht sie mit uns dem alten Mann hinterher nach oben. Wir folgen ihr die wenigen Schritte um die Biegung.

Wochenlang hat Adrian seiner Chat-Freundin Ely gegenüber nur in Andeutungen über seinen Kummer und seine Überlegungen zu dieser Geschichte geschrieben. Ely ist in Chris’ Alter und kennt sie sogar. Gerade deshalb hat Adrian in seinen seitherigen Chat-Messages nie auch nur den Anfangsbuchstaben oder gar den Namen von Chris geschrieben, wenn er Ely seinen Kummer klagte. Immer hat er etwas drum herum formuliert, was ihm nach Gesprächen mit Chris, was ihm an Gedanken nach Träumen durch den Kopf gegangen ist, etwa nach dem Geburtstagsbesuch: weshalb sie ihn da als Einzigen aus der gesamten Notrufzentralen-Clique eingeladen hatte, sozusagen zu einer Familienfeier. Dass ihre Mutter ihn hatte sehen wollen und sie ihn ihr zeigen, weil diese ihn angeblich von früher kannte, das war ihm eine vorgeschobene Begründung. So jedenfalls schreibt er es Ely. Er sei sich der Familie regelrecht vorgeführt und für zu alt befunden vorgekommen. Erst da erfährt Ely auch, in wen Adrian sich verliebt hat, ist über die Vorstellung weit weniger erstaunt, als Adrian vermutete. "Gefühle kümmern sich nicht ums Alter", schreibt sie und versucht Adrian eher Mut zu machen. "Anscheinend doch", schreibt er zurück. "Wäre ich dreißig Jahre jünger, hätte Chris sicher anders reagiert, dann hätte sie mich nicht per automatischer Computermail ausgesperrt "Das ist das Hauptproblem... silent crystaline tears I cry, for all those say their last Good Bye to paradise... Ich hab mein Paradies, die Jugend verloren, Ely, das ist meine Erkenntnis aus dieser Geschichte. Und immer wieder mal, wenn ich dieses Lied höre - das hört sich für dich vielleicht blöde an, aber es ist so - kann es passieren, dass mir die Tränen kommen. Ely, Ich bin älter als ihr Vater!", schreibt er.
Ähnliches hat wenig später Chris wohl auch Caroline gegenüber geäußert, als diese sie auf das von allen in der Zentrale registrierte angespannte Verhältnis bzw. Nicht-Verhältnis zwischen ihnen angesprochen hatte. Vorher hatten sie stets zusammengehangen, hatten miteinander gelacht, geredet, waren gemeinsam gekommen und gegangen und plötzlich wichen Adrian und Chris sich aus, vermieden es, sich auch nur eine Minute zu begegnen. Der Anhänger an seinem Schlüsselbund sei ja wohl das Letzte, erzählt Caroline später, habe Chris sich beschwert. Er, Adrian habe damit nur den anderen gegenüber eine Beziehung vortäuschen wollen, die gar nicht bestand. Sie habe von all dem überhaupt nichts gewusst. Alle andern wohl schon. Dabei sei es doch wohl völlig absurd. Adrian sei so alt, er könnte ihr Vater sein!
"Gar nichts habe ich vortäuschen wollen", sagt Adrian, als Caroline ihm von dem Gespräch berichtet. "Den Schlüsselanhänger habe ich ganz alleine für mich gemacht. Die einzige, die ihn mal tatsächlich bemerkt hat, war Sevim. Ich habe ihn ja eher versteckt, als herumgezeigt oder gar geprahlt mit etwas, das gar nicht ist. Der hing schon mehrere Wochen an meinem Schlüsselbund, und niemand in der gesamten Zentrale hat davon Notiz genommen. Also da liegt sie ja völlig falsch." "Das habe ich ihr auch gesagt.", meint Caroline. "Ich habe dich nämlich verteidigt. Jeder hat doch gesehen, dass ihr euch mehr als gut versteht, nur ihr selber habt das wohl nicht bemerkt. Und dass sie solch einen Aufruhr macht, wegen eines Bildchens, das liegt wohl eher daran, dass sie so jung ist und sich selbst nicht sicher, wie sie jetzt damit umgehen soll."
"Gar nicht", meint Adrian. "Ich will doch gar nichts von ihr, habe sie nie auch nur angerührt oder bedrängt oder mir irgendwelche Vorstellungen gemacht." Mein Traum hat das das für mich getan, denkt er, sagt es aber nicht.
Er schreibt es aber: Ely rät ihm, die Sache etwas ruhen zu lassen. ""Wenn sich das Klima zwischen Euch beruhigt hat, kannst Du ja versuchen, einen Gesprächsfaden wieder zu finden." Adrians Angebot findet sie gut, und so packt er den Schlüsselanhänger in einen Umschlag, packt einen Zettel dazu: "Ist das ‘Hör auf damit’ genug?", schreibt er darauf. Dann legt er ihn vor Chris’ Nachtschicht auf das Telefonistenpult.
Anderntags findet er ihn am Schreibtischplatz der Sanitäter wieder: ungeöffnet - allenfalls vorsichtig am Selbstklebeverschluss aufgezogen und wieder verschlossen - mit der Aufschrift "Zurück an Absender"
Am Abend darauf, Adrian hat gerade einen Kommentar in einem Chat-Forum geschrieben, in dem auch Chris ab und zu schreibt, verschwindet Chris’ Profilfoto aus dem Chat. Als Ely, die noch Zugriff auf Chris Profil hat - er seit der Aufkündigung jeglicher Kontakte ja nicht mehr - berichtet, dass Chris sich zwar nicht abgemeldet, aber nahezu alle Rubriken ihres Profil geschlossen hat, ihre Fotos, ihre Blogs auf ‘privat’ gestellt und das Gästebuch unzugänglich gemacht, und auch die Möglichkeit ihr Messages oder eMails zu schreiben abgestellt hat, macht Adrian sich Sorgen. Gewisse Verhaltensweisen seiner früheren Freundin Sara kommen ihm in den Sinn. Sara hatte nach außen hin stets funktioniert, hatte Normalität ausgestrahlt, normaler konnte gar nichts sein. Doch hatte sie sich nach der Vorlesungen an der Uni immer wieder in eine Art Schneckenhaus zurückgezogen, hatte, als sie noch zur Schule ging, völlig unter dem Einfluss ihrer herrschsüchtigen Mutter gestanden, hatte sich später, als sie zu ihm gezogen war, oft tagelang in ihrem Zimmer verkrochen, mit ihren Vögelchen, ihren Hamstern, ihrem Meerschweichen... und später in der Studentenbude war’s besonders schlimm, als sie sich nach den Vorlesungen und Seminaren dort einschloss, Kartoffelchips in sich hineinstopfte und wieder auskotzte. Das hatte sie wohl einige Zeit lang so getrieben, bis Adrian eines Tages einen Anruf aus der Klinik erhielt, sie sei mit blutenden Armen durch die Stadt gelaufen und er könne sie auf der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie besuchen. Adrian erinnert sich der Unmengen an Kartoffelchips, als er später ihre Studentenbude ausräumte, die sie aufgeben musste. Kartoffelchips über Kartoffelchips in jedem nur denkbaren Stauraum: die Schränke vollgestopft, die Schubladen, selbst die große Schublade unterm Bett...
Nein, Chris vermutet er nicht in der Psychiatrie, nur weil sie ihr Profil nahezu gelöscht hat, aber er weiß von dem psychischen Druck, den Lionel auf sie ausgeübt hat, vielleicht immer wieder ausübt... Dass Chris sich ihm gegenüber manchmal wie eine unterwürfige Sub verhält, dazu passen die Latexklamotten-Bilder, die er von ihr im Netz gefunden hat, nicht aber das öffentliche Verhalten, das Lionel an den Tag legt. Da müsste Adrian schon sehr daneben liegen mit seiner Einschätzung. Und das tut er andere Menschen betreffend selten. Irgend etwas aber übt Druck auf Chris aus. Adrian spürt es, kann es jedoch nicht verifizieren. Immer wieder mal fährt er am Haus in Vorbach vorbei, zwangsläufig, es liegt an der Durchgangsstraße. Stets sind die Rolläden geschlossen, so, als würde dort keine Familie mit zwei kleinen Kindern wohnen.
Ely rät ihm ab, irgendwie aktiv zu werden. Sie habe mit Chris geredet, als sie sich jüngst in der Stadt trafen. Da sei Chris vom Einkaufen gekommen und habe auf sie völlig normal gewirkt. Und als sie Chris darauf angesprochen habe, dass sie ja wohl nicht auf Dauer jeglichen Kontakt zu ihm, Adrian, abblocken könne und kein Wort mit ihm rede, da habe sie lediglich die Achseln gezuckt und überhaupt nichts dazu gesagt. Es sei wohl viel zu früh, um hier wieder aktiv zu werden.
Für Adrian ist es harte Arbeit, Chris aus seinem Denken, aus seinem Fühlen hinaus zu boxen. Peinlich achtet er darauf, ihr in der Notrufzentrale nicht zu begegnen, verlegt sogar Dienste, tauscht mit Kollegen, um gemeinsame Dienststunden zu vermeiden. Selbst eine Anweisung ans Rettungswagenteam von ihr, ihrer Stimme, wäre für ihn zuviel. In zahlreichen Messages berichtet er Ely über sein Fühlen, sein Denken, fast wie in einer Therapie. Ely spielt den Psychiater, er liegt auf der Computer-Couch.
Eines Sonntagnachmittags geht Adrian einen mit hellgelbem Kalkkies geschotterten Waldweg hinauf - Ryan hat eine Freundin aus der Schule und deren kleinen Bruder, die in der Nachbarschaft unweit der Stadtburg wohnen, zum Drachensteigen lassen eingeladen, und Adrian hat sie hinaus in die Hügel gefahren. Die Kinder sind den Weg zur Wiese oben am Waldrand hinaufgestürmt, während Adrian und die Eltern der Nachbarskinder langsam durch den lichten Herbstwald folgen. Der Weg, die leichte Biegung: hier müsste das Haus stehen, erinnert sich Adrian an seinen Traum. Eigentlich sollte ich das alles aufschreiben, denkt er. Das zwingt mich zu einer gewissen Distanz. Ich werde alles in eine Kurzgeschichte verpacken, mit anderen Namen, anderer Umgebung. Ich werde die Geschichte vielleicht in Irland spielen lassen. Rhiannon ist ein irischer Name. Wie nochmal heißt die Stadt..., ach ja Galway... wir arbeiten nicht gemeinsam bei einem Rettungsdienst, sondern im Fahrdienst eines große Konzerns... baut nicht ‘apple’ seine Computer dort, in Galway?... nein, noch besser wäre eine Funkzentrale wie bei uns, nur vielleicht von einem Taxiunternehmen und... vielleicht begreift Chris dann ja, denkt er, wenn sie die Geschichte irgendwann liest.
"Wir veröffentlichen ein Buch", gibt Ely dazu ihren Kommentar am Abend, als er ihr in einer entsprechenden Message davon erzählt, "Du schreibst, ich werde deine Managerin und dann verdienen wir Millionen."
"Dann", schreibt Adrian zurück, "hätte vielleicht sogar ich ‘ne Chance bei so jungen Dingern wie Euch"... und malt ein Grinsegesicht hinter seine Zeilen.

Wenig später stehen wir vor dem Haus, einem mehrstöckigen Rohbau, mit der Giebelseite zum Weg, rotes Ziegelwerk, schwarze Gipsplatten als Isolierung über den eingelassenen Rolladenkästen an den Fensterstürzen, die Türen noch mit metallenen Bau-Türen versehen, das Ganze etwas erhöht gebaut über einer Böschung. "Da haben Sie schon noch etwas Arbeit vor sich", meint der Mann und geht eine rohe Bautreppe die Böschng nach oben. Ich folge ihm, dreh mich aber kurz nach dir und der Frau um. Sie gestikuliert und erklärt dir etwas. Du folgst mit dem Blick ihrem ausgestreckten Arm.
Der alte Mann geht an der schmalen Seite des Hauses entlang. "Sie müssen schon sagen, wenn es ihnen zuviel erscheint. Andererseits..." er dreht sich zu uns her: "Wer sich nicht traut, findet immer Gründe, warum es nicht geht." Dannmacht er die paar Schritte zur nächsten der metallenen Türen, öffnet sie. Sie quietscht in den Angeln. "Ich habe hier..." Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss.
Dunkelheit.

"Papa hast du gerufen?", fragt Adians Sohn Ryan. Er kommt ins nŠchtliche Zimmer getappelt bis er neben seinem Bett im dunklen Zimmer steht, das nur von einer GlŸhbirne drau§en im Flur erhellt wird. "Papa. Du weinst ja,"

 

 

 

 

© xxx

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ernst-walter hug
schwäbisch hall

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