Urknall

 

R. Hugh

 

.Leuchtfontänen schossen ins dichte Dunkel
Nebenan konnte man sich eine Ladung harmonischer Schwingungen kaufen, besonders beliebt bei den jungen Leuten. Ältere vergnügten sich beim Wusel, das unter einem silberglänzenden Dom auf der anderen Seite des Platzes angeboten wurde - man ließ sich ein neu aufgeladenes Feld verpassen und ab gings auf die leicht wie eine flache Schale geformte Fläche unter der Kuppel. "Wenn der Papa wiederkommt, dann muss er mich zu einer Runde Wusel mitnehmen", sagte der Kleine, der sich an dem Zischen und heller Aufblitzen erfreute, wenn die Felder zusammenstießen. "Bist du dafür nicht noch zu jung?, fragte die Große zur Antwort und schlenderte, den Kleinen mitziehend weiter über den Rummelplatz. Sie wollte sich drüben unter den Bäumen des Festgartens eine große Schale Manna gönnen.
Leute lachten und riefen durcheinander, freuten sich, jauchzten und sangen, blieben am einen oder anderen Stand stehen, sahen sich die Auslagen an, kauften sich Glitzer und Sprinkels und leisteten sich auch mal eine innere Erleuchtung. Immer wieder sah man einen durch die Menge treiben, die Fühler sprühend, die Augen weit aufgerissen und ein breites Grinsen im Gesicht, das von innen heraus leuchtete.
"Mama, kauf mir Lichtblasen", sagte der Kleine und zerrte sie zu einem Stand, an dem Spielzeug angeboten wurde. Gleich nebenan rief ein Schreihals nach Kundschaft."Kommt herein, lasst euch verzücken von den Schrecken der Unterwelt. Kriecht durch die Gänge unseres Labyrinths. Wir garantieren Befreiung innerhalb von zwei Dekas. Die Große lachte innerlich über das angeberische Geschrei. Durch das angebliche Labyrinth sauste man in wenigen Mills. Man brauchte nicht im Entferntesten ein Deka, um da durch zu gelangen.
Sollte sie mit dem Kleinen zusammen?... Sie fühlte sich versucht. Doch der Kleine quengelte wieder. "Kauf mir Lichtblasen, Mama!"
Sie gab nach, ging zu dem Stand und erwarb ein kleines Röhrchen. Der Kleine hüpfte vor Freude.
"Nun komm aber weiter, Mama möchte sich noch ein Manna gönnen." Sie zog den Kleinen mit sich durch die Menge dem Festgarten zu. Der Kleine blies seinen Feueratem in das Röhrchen, das Mama ihm geschenkt hatte, erfreute sich an den Lichtblasen, die aufstiegen und oben aus dem Rohr herausquollen, größer und größer wurden, sich dann ablösten und hinauf ins dichte Dunkel schwebten. Schon bald kamen sie im Trubel außer Sicht. Manche zerplatzen auch noch bevor sie das Röhrchen verlassen hatten, ließen ihre strahlende Substanz am Röhrchen entlang hinab auf den Boden tropfen. "Mach dich nicht schmutzig", mahnte die Mama, schaute einer besonders großen Blase zu, wie sie in das dichte Dunkel hinaufstieg
Die Blase stieg und dehnte sich aus.
Zeit verging
Selten nur schafften es Lichtblasen so weit hinauf. Ganz wenige, wenn gewisse zufällige Verkettungen zusammenkamen, gelangten bis hinaus jenseits der Oberfläche des dichten Dunkel in die Leere. Diese Blase stieg. Und als sie die Leere erreichte, platzte sie...
... und es ward Licht.

 

 

 

 

© 2006

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ernst-walter hug
schwäbisch hall

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